Etwa 700 Personen erlebten besonderen Festakt in der Wagenhalle des
Feuerwehrhauses Olpe.
Im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes überreichte am gestrigen Christkönigsfest Prälat Thomas Dornseifer im Namen des Erzbischofs die in Kraft gesetzte Pastoralvereinbarung des Pastoralverbunds Olpe an Andrea Hoffmann, Vorsitzende des Gesamtpfarrgemeinderats, die Steuerungsgruppe und Pfarrer Clemens Steiling.
Vor mehr als drei Jahren begann der Prozess zur Bildung des neuen und großen Pastoralverbundes Olpe aus den beiden Pastoralverbünden Olpe-Biggesee und Olpebachtäler. Der Auftakt war an einem besonderen Ort, dem Technikum der Firma Gebrüder Kemper. Seither befasste sich eine explizit gebildete Steuerungsgruppe mit der Erstellung der Pastoralvereinbarung, die am Sonntag mit der Übergabe samt bischöflicher Genehmigung im Festgottesdienst ihren finalen Abschluss fand. Ebenfalls an einem besonderen Ort.
Prälat Thomas Dornseifer, Pfarrer Clemens Steiling, Pastor Martin Neuhaus, Vikar Michael Kammradt und Diakon Josef Weil zogen in Begleitung zahlreicher Messdiener in die Wagenhalle des Feuerwehrgerätehauses Olpe ein.
Über dem Altarraum, der durch eine Bühne inmitten der großen Halle installiert war, hing ein Kreuz, das das Zukunftsbild für das Erzbistum Paderborn symbolisiert. Die bunten Flächen auf den gekreuzten Linien des Kreuzes sollen ein Bild für die vielen Menschen, Einrichtungen und Lebensräume sein, die gemeinsam Kirche gestalten und an Form gewinnen, wenn sie sich gemeinsam um Jesus Christus sammeln.
„Nicht nur bei der Feuerwehr gibt es Brandherde, sondern auch in der Kirche“, begründete Dr. Burkhard Reißner aus der Steuerungsgruppe die Wahl des Austragungsortes für den Gottesdienst.
Die Wehrkräfte hatten Sitzplätze für 700 Personen geschaffen, die allesamt besetzt waren. Ein deutlicher Beleg, dass sich die Gläubigen mit ihrem neuen Pastoralverbund identifizieren und beim Inkrafttreten der Vereinbarung dabei sein wollten.
Über die große Resonanz freute sich Pfarrer Clemens Steiling, der der Wehr Dank für die Nutzung der Halle aussprach und am Ende des Gottesdienstes das Zukunftskreuz der Kirche an Wehrführer Christian Hengstebeck übergab. Ebenso dankte er dem Feuerwehrmusikzug Olpe und der Band „Crossover“ des Pastoralverbundes für die musikalische Begleitung des Gottesdienstes.
„Unser Pastoralverbund braucht Ausrichtungen, an denen man sich orientieren kann. Sie beschreiben die Bemühungen und den Weg zu den Zielen deutlich. Es ist aber nicht der Weg des Pfarrers, sondern der Weg von ganz vielen. Einer von ihnen ist der Pfarrer“, erläuterte Clemens Steiling den Hintergrund der Vereinbarung, an der viele Gläubige aus Olpe und den Dörfern mitgewirkt haben. Um miteinander Kirche in Olpe zu gestalten, sei es wichtig, nicht nur die örtlichen, sondern vor allem die oft fest verankerten Denkgrenzen aufzubrechen.
Bei den Zielen für die Pastoralvereinbarung hat sich die Steuerungsgruppe nach Angaben von Markus Feldmann an einem Appell von Papst Franziskus an den Großkanzler der „Pontifica Universidad Católica Argentina“ orientiert: „Euer Ort des Nachdenkens sollen die Grenzen sein. Und tappt nicht in die Versuchung, sie zu lackieren, zu parfümieren, sie ein wenig aufzuhübschen und zu zähmen.“
Im Gottesdienst wurde deutlich, dass nicht nur die Kirche in Zeiten ihrer zahlreichen Konflikte an Grenzen geraten ist, die es zu überwinden gilt. Die Freiwillige Feuerwehr gerät bei manchem Einsatz an ihre Grenzen. Während des Gottesdienstes wurden die ehrenamtlichen Rettungskräfte wegen eines Kellerbrandes in Hohl alarmiert, den sie jedoch schnell unter Kontrolle hatten.
Auch der besondere Gabengang, bei dem Vertreter des Kinderhospizes, der Caritas-Flüchtlingshilfe, der Frauenbewegung Maria 2.0, der Feuerwehr oder des Projektes „Neue Wege – neue Medien“ symbolisch Gaben am Altar niederlegten, zeigte auf, dass man Grenzen, dazu gehören auch eigene Grenzen, überschreiten muss, um weiterzukommen.
Einige Ziele der Pastoralvereinbarung seien bereits umgesetzt, nannte Susanne Schönauer die neue Homepage und den neu konzipierten und sehr gut angenommenen Martinszug. Die weiteren Maßnahmen würden vom Gesamtpfarrgemeinderat übernommen und in regelmäßigen Abständen nach dem Stand der Dinge geschaut.
„Es wird jedoch nicht alles anders“, meinte Dr. Burkhard Reißner. Richtig gut laufende Veranstaltungen wie die Prozessionen in den Dörfern und die Schützenmessen sollten natürlich am Leben gehalten werden. Den beiden Mitgliedern der Steuerungsgruppe hat die Erarbeitung der Pastoralvereinbarung viel gegeben, die Begegnung mit Menschen und Geistlichen, von denen sie erfahren, wo sie mit ihrem Glauben und ihren Zweifeln stehen.
Prälat Thomas Dornseifer machte deutlich, dass die Pastoralvereinbarung eine klare Wegmarke für die Zukunft und nicht abhängig von einem Pfarrer sei. Deshalb würde sie bei einem Wechsel auch nicht hinfällig. Im Erzbistum Paderborn gebe es nach Beendigung des Prozesses der Bildung pastoraler Räume am Ende 87 Pastoralverbünde, zwei Drittel seien bereits auf der Zielgeraden und dazu gehöre nun auch Olpe. Dass damit auch Skepsis, Fragen, Ängste und Enttäuschungen, besonders bei älteren Gläubigen, einhergehen, sei völlig normal. Aber es dürfe nicht lähmen. In Zeiten, wo die Kirchen immer leerer würden, müsse man etwas verändern und an Grenzen gehen. „Kirche vor 40 Jahren ist vorbei“, betonte der Prälat. „Wir werden zusammenrücken und uns an anderen, besonderen Orten begegnen. Und wir werden sicher überall Menschen finden, die bereit sind, etwas auszuprobieren. Dabei müssen wir einen Übergang finden zwischen dem, was war, was ist und was kommen wird. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, miteinander Kirche in Olpe zu gestalten. Lassen Sie sich nicht entmutigen, vieles auszuprobieren. Dazu wünsche ich Ihnen Fantasie, Kraft und viel Freude.“
Die Grundlage für diesen Wunsch wurde beim Credo vom Glaubenslied „Fest soll mein Taufbund immer stehen“ unterstrichen. Mut zum Aufbruch machte auch das Lied zum Auszug: „Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist, weil Leben heißt sich regen, weil leben wandern heißt.“
Zeitungsbericht und Bilder mit freundlicher Genehmigung aus Siegener Zeitung vom 25.11.2019