Schulanfang – Neustart nach Corona?
Schulanfang nach den Sommerferien. Ein Neuanfang, insbesondere für die Schülerinnen und Schüler der 1. und 5. Klassen. Eigentlich ein Grund zur Freude und viele gestalten ihn auch besonders schön: Mit Schultüten (nicht nur für die Kleinen), vielleicht Kuchen oder Eis oder Pizza am Nachmittag. Und wie schön wäre es, wenn sie und auch wir anderen alle ganz einfach nur voller Freude und Hoffnung ins Schuljahr oder nach dem Urlaub am jeweiligen Arbeitsplatz durchstarten könnten.
In diesen Wochen ist das allerdings gar nicht so leicht: Da ist die Flutkatastrophe ganz in unserer Nähe und all die geschädigten Bäume in den Wäldern um uns herum. Und da sind andere, oft noch viel katastrophalere Folgen des Klimawandels in der Welt. Die Nachrichten aus Afghanistan machen uns fassungslos. Und dann ist da natürlich immer noch Corona. Auch an den Kindern gehen all diese Katastrophenmeldungen sicher nicht spurlos vorbei. Kann man sich da überhaupt so richtig freuen?
Andererseits: Bei all dem Leid um uns herum erleben wir, dass ganz viele helfen, sei es, dass sie mit anpacken oder Spenden und Ähnliches organisieren, sei es, dass sie selbst Geld und Sachspenden überall dahin schicken, wo es nötig ist. Die Bereitschaft, für mehr Klimaschutz auch auf Dinge zu verzichten, nimmt spürbar zu.
Und viele freuen sich, dass trotz mancher Einschränkungen wieder schöne Ferien möglich waren, gemeinsame Ausflüge, Sport, Kino, kleine oder sogar größere Partys und Feiern. Ich weiß nicht, wie es Ihnen, wie es Euch geht. Ich jedenfalls spüre eine große Dankbarkeit für vieles, was in diesen Wochen gar nicht so selbstverständlich ist.
Darum gehe ich auch mit viel Hoffnung in das neue Schuljahr: Hoffnung, dass wir gut zusammenleben, lernen und arbeiten können. Hoffnung, dass vieles, was in den vergangenen Monaten kaum möglich war, jetzt wieder klappen könnte: Ein Wandertag, AGs und Aktionen mit Kindern aus verschiedenen Klassen und Jahrgängen. Überhaupt ganz einfach wieder gemeinsamer Unterricht mit allen zusammen und nicht lange Phasen von Homeschooling oder Wechselunterricht. Vielleicht können wir ja sogar wieder zusammen am Franziskusfest feiern, Frühschichten im Advent machen, Tutorenaktionen, Sozialpraktikum, mit ganz viel Glück sogar Klassenfahrten.
Besonders habe ich mich über den Start in den ersten Schultag mit den neuen Klassen 5 an der St. Franziskus-Schule gefreut: Wir konnten zwar nicht alle zusammen feiern, aber fünf einzelne Gottesdienste mit den einzelnen Klassen waren möglich. 140 aufgeregte Jungen und Mädchen kamen also nach und nach in die Mariä-Himmelfahrt-Kirche, voller Hoffnung und sicher auch ein bisschen nervös: So vieles Neues erwartet sie. Da waren sie sehr froh, dass ihre Eltern bei ihnen sein können.
Zum Thema Hoffnung und Mut beim Neubeginn haben wir die Geschichte von Abraham gelesen, den Gott aufgefordert hat, alles hinter sich zu lassen und sich mit seiner Familie in ein neues, noch unbekanntes Land aufmachen soll. Dafür verspricht ihm Gott, dass er ein Segen für andere sein wird.
Was für ein schöner Gedanke, Segen zu sein für andere. Aber auch eine Herausforderung. Wir haben zusammen mit Vikar Kammradt und Sr. Gertrudis darüber nachgedacht, was das bedeuten kann, wenn wir wie Abraham selbst zum Segen werden. Und anderen Hoffnung zu machen, vor allem in unsicheren Zeiten, auch, wenn ganz vieles neu ist und sich auch oft immer wieder unerwartet ändert oder wenn gar vieles gar nicht hoffnungsvoll ist.
Ich hoffe jedenfalls sehr, dass es uns im neuen Schuljahr gelingt, einander zum Segen zu werden, dass wir mit offenen Augen, Händen und Herzen durchs Leben gehen, Gelegenheiten erkennen, für andere da zu sein und die dann auch ergreifen. Ich wünsche mir sehr, dass die Hoffnung, mit der wir starten, dass der Zauber des Anfangs, uns erhalten bleibt und durch das Jahr trägt.
Und wie schön, dass wir dabei nicht allein sind: „Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht, Christus meine Zuversicht, auf dich vertrau ich und fürcht‘ mich nicht, auf dich vertrau ich und fürcht‘ mich nicht.“, so heißt es in einem Lied aus Taizé, das inzwischen sogar Eingang ins neue Gotteslob gefunden hat.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen (mit den Worten eines Pfarrers, von dem mir eine Freundin erzählt hat) eine hoffnungsvolle und hoffnungsfrohe Zeit.
Margarete Kubiak
(Schulseelsorgerin und Lehrerin, St.-Franziskus-Schule Olpe)