Gedanken zum Tag — 01. September 2021, Mitt­woch der 22. Woche im Jahreskreis

1. Sep 2021

Schul­an­fang – Neustart nach Corona?

 Schul­an­fang nach den Sommer­fe­rien. Ein Neuan­fang, insbe­son­dere für die Schü­le­rinnen und Schüler der 1. und 5. Klassen. Eigent­lich ein Grund zur Freude und viele gestalten ihn auch beson­ders schön: Mit Schul­tüten (nicht nur für die Kleinen), viel­leicht Kuchen oder Eis oder Pizza am Nach­mittag. Und wie schön wäre es, wenn sie und auch wir anderen alle ganz einfach nur voller Freude und Hoff­nung ins Schul­jahr oder nach dem Urlaub am jewei­ligen Arbeits­platz durch­starten könnten.

In diesen Wochen ist das aller­dings gar nicht so leicht: Da ist die Flut­ka­ta­strophe ganz in unserer Nähe und all die geschä­digten Bäume in den Wäldern um uns herum. Und da sind andere, oft noch viel kata­stro­pha­lere Folgen des Klima­wan­dels in der Welt. Die Nach­richten aus Afgha­ni­stan machen uns fassungslos. Und dann ist da natür­lich immer noch Corona. Auch an den Kindern gehen all diese Kata­stro­phen­mel­dungen sicher nicht spurlos vorbei. Kann man sich da über­haupt so richtig freuen?

Ande­rer­seits: Bei all dem Leid um uns herum erleben wir, dass ganz viele helfen, sei es, dass sie mit anpa­cken oder Spenden und Ähnli­ches orga­ni­sieren, sei es, dass sie selbst Geld und Sach­spenden überall dahin schi­cken, wo es nötig ist. Die Bereit­schaft, für mehr Klima­schutz auch auf Dinge zu verzichten, nimmt spürbar zu.

Und viele freuen sich, dass trotz mancher Einschrän­kungen wieder schöne Ferien möglich waren, gemein­same Ausflüge, Sport, Kino, kleine oder sogar größere Partys und Feiern. Ich weiß nicht, wie es Ihnen, wie es Euch geht. Ich jeden­falls spüre eine große Dank­bar­keit für vieles, was in diesen Wochen gar nicht so selbst­ver­ständ­lich ist.

Darum gehe ich auch mit viel Hoff­nung in das neue Schul­jahr: Hoff­nung, dass wir gut zusam­men­leben, lernen und arbeiten können. Hoff­nung, dass vieles, was in den vergan­genen Monaten kaum möglich war, jetzt wieder klappen könnte: Ein Wandertag, AGs und Aktionen mit Kindern aus verschie­denen Klassen und Jahr­gängen. Über­haupt ganz einfach wieder gemein­samer Unter­richt mit allen zusammen und nicht lange Phasen von Home­schoo­ling oder Wech­sel­un­ter­richt. Viel­leicht können wir ja sogar wieder zusammen am Fran­zis­kus­fest feiern, Früh­schichten im Advent machen, Tutoren­ak­tionen, Sozi­al­prak­tikum, mit ganz viel Glück sogar Klassenfahrten.

Beson­ders habe ich mich über den Start in den ersten Schultag mit den neuen Klassen 5 an der St. Fran­ziskus-Schule gefreut: Wir konnten zwar nicht alle zusammen feiern, aber fünf einzelne Gottes­dienste mit den einzelnen Klassen waren möglich. 140 aufge­regte Jungen und Mädchen kamen also nach und nach in die Mariä-Himmel­fahrt-Kirche, voller Hoff­nung und sicher auch ein biss­chen nervös: So vieles Neues erwartet sie. Da waren sie sehr froh, dass ihre Eltern bei ihnen sein können.

Zum Thema Hoff­nung und Mut beim Neube­ginn haben wir die Geschichte von Abraham gelesen, den Gott aufge­for­dert hat, alles hinter sich zu lassen und sich mit seiner Familie in ein neues, noch unbe­kanntes Land aufma­chen soll. Dafür verspricht ihm Gott, dass er ein Segen für andere sein wird.

Was für ein schöner Gedanke, Segen zu sein für andere. Aber auch eine Heraus­for­de­rung. Wir haben zusammen mit Vikar Kamm­radt und Sr. Gertrudis darüber nach­ge­dacht, was das bedeuten kann, wenn wir wie Abraham selbst zum Segen werden. Und anderen Hoff­nung zu machen, vor allem in unsi­cheren Zeiten, auch, wenn ganz vieles neu ist und sich auch oft immer wieder uner­wartet ändert oder wenn gar vieles gar nicht hoff­nungs­voll ist.

Ich hoffe jeden­falls sehr, dass es uns im neuen Schul­jahr gelingt, einander zum Segen zu werden, dass wir mit offenen Augen, Händen und Herzen durchs Leben gehen, Gele­gen­heiten erkennen, für andere da zu sein und die dann auch ergreifen. Ich wünsche mir sehr, dass die Hoff­nung, mit der wir starten, dass der Zauber des Anfangs, uns erhalten bleibt und durch das Jahr trägt.

Und wie schön, dass wir dabei nicht allein sind: „Meine Hoff­nung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht, Christus meine Zuver­sicht, auf dich vertrau ich und fürcht‘ mich nicht, auf dich vertrau ich und fürcht‘ mich nicht.“, so heißt es in einem Lied aus Taizé, das inzwi­schen sogar Eingang ins neue Gotteslob gefunden hat.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen (mit den Worten eines Pfar­rers, von dem mir eine Freundin erzählt hat) eine hoff­nungs­volle und hoff­nungs­frohe Zeit.

Marga­rete Kubiak

(Schul­seel­sor­gerin und Lehrerin, St.-Franziskus-Schule Olpe)

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