In wenigen Wochen werde ich 30 Jahre alt. „30“ – hört sich schon ziemlich erwachsen an, finde ich. Umso glücklicher bin ich, dass ich mir zum größten Teil meinen Kinderglauben bewahrt habe. Seit meiner Kindheit begleiten mich nämlich bestimmte Bibelzitate, Symbole und Rituale, die sich eingebrannt haben und mir bis heute wichtig sind.
„Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein“ (1. Mose 12,2)
In diesem Sinne haben mir meine Eltern schon als Kleinkind immer wieder ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet oder mich gesegnet, wenn sie mich in den Kindergarten gebracht haben, wenn wir längere Autofahrten vor uns hatten, vorm Einschlafen… „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ – ich bin beschützt und behütet, mir kann nichts passieren. So war meine Empfindung damals und so ist sie über all die Jahre hinweg auch bis heute noch, wenn ich das Kreuzzeichen mache. Und genau wie es meine Eltern früher bei mir gemacht haben, so führe ich es heute bei meinen eigenen Kindern fort, denn „…du sollst ein Segen sein.“: Wir sind aufgefordert den Segen weiterzugeben, zum Segen für andere zu werden. Ich wünsche Ihnen, dass Sie auch hin und wieder auf Menschen treffen, die wie ein Segen für Sie sind.
„Mit meinem Gott überspringe ich Mauern“ (Psalm 18,30)
Von Kindesbeinen an begleitet mich auch dieses Bibelzitat, das man sich so wunderbar bildlich vorstellen kann. Die Mauern, so habe ich mir schon als Kind immer ausgemalt, stehen für schwierige Lebenssituationen oder besondere Herausforderungen, die jedem Menschen hin und wieder im Weg stehen. Früher bestanden meine persönlichen Mauern z.B. aus Streit mit meinen Freunden oder einer bevorstehenden Mathearbeit. Dann habe ich mir immer vorgestellt, dass Gott mich an die Hand nimmt und ich mithilfe seiner unendlichen Kraft den Mut finde, um den Streit beizulegen oder die passende Eingebung habe, um die Matheaufgaben zu lösen – eben ein gemeinsamer Sprung über die Mauer. Nun muss ich mich zwar nicht mehr mit Mathearbeiten herumplagen, aber natürlich stehe ich auch heute noch vor zahlreichen Mauern, die ich immer wieder gemeinsam mit „meinem Gott“ überspringe. Ich wünsche Ihnen, dass auch Sie von Gott an die Hand genommen werden und so alle großen und kleinen Hürden Ihres Lebens meistern.
„Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht“ (Hebräer 13,5)
Diesen Zuspruch Gottes habe ich in der Vorbereitung auf meine Firmung kennengelernt. Gerade in der damaligen „Übergangzeit“ vom Kind zur Jugendlichen, konnte ich mit diesem Bibelzitat viel anfangen. Wer hat sich in seiner Jugendzeit nicht mitunter von allem und jedem allein gelassen gefühlt? Wie wohltuend zu wissen, dass da jemand ist, der mich nicht im Stich lässt. Da ist jemand, der bei mir bleibt auch wenn ich nicht immer das tue, was von mir verlangt wird. Jemand steht zu mir, auch wenn ich Fehler mache und manchmal „Mist baue“. Jemand ist da, der mir zur Seite steht, wenn ich traurig und verzweifelt bin. Da ist einer, der hört mir zu, wenn alle anderen ihre Ohren „auf Durchzug“ stellen. Ja, Gott ist auch für mich da, wenn ich mit mir selbst unzufrieden bin. Auch viele Jahre nach meiner Firmung nehme ich mir diese Zusage von Gott an und vertraue auf sie. So trage ich schon die ganzen Jahre eine kleine Karte mit diesem Bibelvers im Portemonnaie. Sie erinnert mich an die Zeit rund um meine Firmung und führt mir Gottes Nähe immer wieder vor Augen. Ich wünsche Ihnen, dass auch Sie in Momenten der Einsamkeit, der Traurigkeit oder der Hilflosigkeit die Nähe Gottes und seinen Zuspruch: „Ich verlasse dich nicht“ spüren.
Ich könnte die Liste der Zitate, Symbole und Rituale noch weiter fortsetzen, möchte aber abschließend nur noch auf einen Liedtext eingehen, den Sie sicher auch kennen und der mich sofort in meine Kindheit zurückversetzt:
Gottes Liebe ist so wunderbar, Gottes Liebe ist so wunderbar, Gottes Liebe ist so wunderbar, so wunderbar groß. So hoch, was kann höher sein? So tief, was kann tiefer sein? So weit, was kann weiter sein? So wunderbar groß.
(Autor unbekannt)
Wenn ich dieses Lied heute höre, läuft mir immer ein wohliger Schauer der Geborgenheit über den Rücken, eine tolle Erinnerung an meine Kindheit und meinen Kinderglauben: Nichts ist größer, höher, tiefer, weiter als Gottes Liebe – Gott liebt jeden von uns, ob jung oder alt. In diesem Sinne: Ich bin zwar jetzt (fast) 30 Jahre alt, aber ich bleibe für immer ein Kind Gottes. Wie schön!
Herzliche Grüße
Nadja Stahl
(Gemeindemitglied aus Neuenkleusheim)