Gedanken zum Tag — 04. August 2021, Mitt­woch der 18. Woche im Jahreskreis

4. Aug 2021

In wenigen Wochen werde ich 30 Jahre alt. „30“ – hört sich schon ziem­lich erwachsen an, finde ich. Umso glück­li­cher bin ich, dass ich mir zum größten Teil meinen Kinder­glauben bewahrt habe. Seit meiner Kind­heit begleiten mich nämlich bestimmte Bibel­zi­tate, Symbole und Rituale, die sich einge­brannt haben und mir bis heute wichtig sind.

„Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein“ (1. Mose 12,2)

In diesem Sinne haben mir meine Eltern schon als Klein­kind immer wieder ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet oder mich gesegnet, wenn sie mich in den Kinder­garten gebracht haben, wenn wir längere Auto­fahrten vor uns hatten, vorm Einschlafen… „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ – ich bin beschützt und behütet, mir kann nichts passieren. So war meine Empfin­dung damals und so ist sie über all die Jahre hinweg auch bis heute noch, wenn ich das Kreuz­zei­chen mache. Und genau wie es meine Eltern früher bei mir gemacht haben, so führe ich es heute bei meinen eigenen Kindern fort, denn „…du sollst ein Segen sein.“: Wir sind aufge­for­dert den Segen weiter­zu­geben, zum Segen für andere zu werden. Ich wünsche Ihnen, dass Sie auch hin und wieder auf Menschen treffen, die wie ein Segen für Sie sind.

„Mit meinem Gott über­springe ich Mauern“ (Psalm 18,30)

Von Kindes­beinen an begleitet mich auch dieses Bibel­zitat, das man sich so wunderbar bild­lich vorstellen kann. Die Mauern, so habe ich mir schon als Kind immer ausge­malt, stehen für schwie­rige Lebens­si­tua­tionen oder beson­dere Heraus­for­de­rungen, die jedem Menschen hin und wieder im Weg stehen. Früher bestanden meine persön­li­chen Mauern z.B. aus Streit mit meinen Freunden oder einer bevor­ste­henden Mathe­ar­beit. Dann habe ich mir immer vorge­stellt, dass Gott mich an die Hand nimmt und ich mithilfe seiner unend­li­chen Kraft den Mut finde, um den Streit beizu­legen oder die passende Einge­bung habe, um die Mathe­auf­gaben zu lösen – eben ein gemein­samer Sprung über die Mauer. Nun muss ich mich zwar nicht mehr mit Mathe­ar­beiten herum­plagen, aber natür­lich stehe ich auch heute noch vor zahl­rei­chen Mauern, die ich immer wieder gemeinsam mit „meinem Gott“ über­springe. Ich wünsche Ihnen, dass auch Sie von Gott an die Hand genommen werden und so alle großen und kleinen Hürden Ihres Lebens meistern.

„Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht“ (Hebräer 13,5)

Diesen Zuspruch Gottes habe ich in der Vorbe­rei­tung auf meine Firmung kennen­ge­lernt. Gerade in der dama­ligen „Über­gang­zeit“ vom Kind zur Jugend­li­chen, konnte ich mit diesem Bibel­zitat viel anfangen. Wer hat sich in seiner Jugend­zeit nicht mitunter von allem und jedem allein gelassen gefühlt? Wie wohl­tuend zu wissen, dass da jemand ist, der mich nicht im Stich lässt. Da ist jemand, der bei mir bleibt auch wenn ich nicht immer das tue, was von mir verlangt wird. Jemand steht zu mir, auch wenn ich Fehler mache und manchmal „Mist baue“. Jemand ist da, der mir zur Seite steht, wenn ich traurig und verzwei­felt bin. Da ist einer, der hört mir zu, wenn alle anderen ihre Ohren „auf Durchzug“ stellen. Ja, Gott ist auch für mich da, wenn ich mit mir selbst unzu­frieden bin. Auch viele Jahre nach meiner Firmung nehme ich mir diese Zusage von Gott an und vertraue auf sie. So trage ich schon die ganzen Jahre eine kleine Karte mit diesem Bibel­vers im Porte­mon­naie. Sie erin­nert mich an die Zeit rund um meine Firmung und führt mir Gottes Nähe immer wieder vor Augen. Ich wünsche Ihnen, dass auch Sie in Momenten der Einsam­keit, der Trau­rig­keit oder der Hilf­lo­sig­keit die Nähe Gottes und seinen Zuspruch: „Ich verlasse dich nicht“ spüren.

Ich könnte die Liste der Zitate, Symbole und Rituale noch weiter fort­setzen, möchte aber abschlie­ßend nur noch auf einen Lied­text eingehen, den Sie sicher auch kennen und der mich sofort in meine Kind­heit zurückversetzt:

Gottes Liebe ist so wunderbar, Gottes Liebe ist so wunderbar, Gottes Liebe ist so wunderbar, so wunderbar groß. So hoch, was kann höher sein? So tief, was kann tiefer sein? So weit, was kann weiter sein? So wunderbar groß.
(Autor unbe­kannt)

Wenn ich dieses Lied heute höre, läuft mir immer ein wohliger Schauer der Gebor­gen­heit über den Rücken, eine tolle Erin­ne­rung an meine Kind­heit und meinen Kinder­glauben: Nichts ist größer, höher, tiefer, weiter als Gottes Liebe – Gott liebt jeden von uns, ob jung oder alt. In diesem Sinne: Ich bin zwar jetzt (fast) 30 Jahre alt, aber ich bleibe für immer ein Kind Gottes. Wie schön!

Herz­liche Grüße
Nadja Stahl

(Gemein­de­mit­glied aus Neuenkleusheim)

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