Gedanken zum Tag — 08. Dezember 2021 — Mitt­woch der 2. Woche im Advent

Der Rosen­kranz als Gesundheitsressource

Dies ist die Über­schrift eines Arti­kels aus der Zeit­schrift Natur und Medizin, Ausgabe 5/2021. Es geht um eine wissen­schaft­liche Studie der Charité Univer­si­täts­me­dizin Berlin, die finan­ziert von der Cars­tens-Stif­tung unter­sucht hat, ob das medi­ta­tive Rosen­kranz-Gebet Poten­tial zur Gesund­heits­för­de­rung hat.

Der Rosen­kranz erin­nert mich an meinen Vater, von dem ich die Zyklen und Gesätze schon als ganz junger Mensch erlernte, zunächst durch Zuhören, dann durch Mitbeten. Einige Jahre später, mitt­ler­weile in der KJG und im Litur­gie­kreis aktiv, trat ich zuhause beim gemein­samen Tisch­gebet vehe­ment für frei formu­lierte Gebete ein. Das war doch viel authen­ti­scher als diese auswendig gelernten, eher herun­ter­ge­lei­erten Texte.

Mein Vater akzep­tierte das, gab aber zu bedenken: Es könne Situa­tionen im Leben geben, etwa ein Kran­ken­lager, spätes­tens auf dem Ster­be­bett, da könne man keinen klaren Gedanken fassen, geschweige denn freie Sätze sinn­voll formu­lieren. Ein Gebet aus Kinder­tagen, im Leben oft wieder­holt und somit fest im Gehirn veran­kert, käme einem dann viel­leicht noch über die Lippen und könne wert­vollen Halt und Trost spenden.

Das kam mir beim Lesen der Studi­en­ergeb­nisse der Charité wieder in den Sinn. Die Studi­en­pro­banden gaben an, den Rosen­kranz regel­mäßig zu prak­ti­zieren, zumeist in der Gruppe, manche auch in Alltags­si­tua­tionen, z.B. beim Warten auf den Bus. Die am häufigsten genannten Gefühle, die das Beten bei ihnen auslöse, umschrieben sie mit „Entspan­nung“, „innerer Frieden“ und „Seelen­ruhe“. Die Wissen­schaftler fassen ihre Ergeb­nisse zusammen: „Zum einen verliert die eigene Person der oder des Betenden im Rosen­kranz an Bedeu­tung; man kann seine Sorgen loslassen und in die Hände Gottes legen. Diese passive Haltung bringt eine Entlas­tung mit sich.

Zum anderen bringt das aktive Prak­ti­zieren des Gebetes, gerade unter­stützt durch die fühl­bare Kette, Stabi­lität und Orien­tie­rung mit sich; die Betenden erfahren Auto­nomie und Selbst­wirk­sam­keit. Über­tragen auf eine mögliche Bewäl­ti­gungs­stra­tegie für Krank­heiten bedeutet dies eine Ressource, die Balance schafft. Indem man akzep­tiert, dass man selbst nicht allein die Kontrolle über Krank­heit und Tod innehat, kann man aktiv etwas für seine Gesund­heit tun, mit einem gewissen Grad an Erleich­te­rung und ohne Druck.“ Damit könne dem Rosen­kranz-Gebet, ähnlich wie Medi­ta­ti­ons­formen aus dem Hindu­ismus und Buddhismus, eine gesund­heits­för­dernde und ‑erhal­tende Wirkung zuer­kannt werden, so das Ergebnis der Studie. Das gelte jeden­falls vor allem für Menschen katho­lisch-christ­li­chen Glaubens.

Die Studi­en­ergeb­nisse ermun­tern mich dazu, den Rosen­kranz auch außer­halb des Rosen­kranz­mo­nates Oktober wieder stärker in mein Leben zu nehmen. Ich möchte es jeden­falls versu­chen, viel­leicht verspüre ich dabei auch eine Nähe zu meinem verstor­benen Vater. Dabei fällt mir auf, dass hier das Mode-Wort „hybrid“ gut passt. Hybrid-Beten: mal in direkter Ansprache Gott frei sagen, was mir gerade unter den Nägeln brennt, ein anderes Mal medi­tativ mit einge­übten Gebeten wie dem Rosen­kranz Ruhe und Nähe zu Gott suchen, ganz im Vertrauen darauf, dass Gott sowieso schon längst weiß, was mich bedrückt und wo ich seine Hilfe nötig habe.

Jutta Ohm
(Gemein­de­mit­glied, aktiv im Arbeits­kreis Maria 2.0 im Kreis Olpe)

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