Liebe Leserinnen und Leser,
woher stammt eigentlich der Name „Weißer Sonntag“? Nachgelesen habe ich, dass in frühchristlicher Zeit diejenigen, die in der Osternacht getauft wurden, zum „Outing“ ihres Christseins eine Woche lang ein weißes Taufkleid trugen.
Auch heute symbolisieren die weißen Kleider bei der Erstkommunion ein „ Outing“. Was uns manchmal wie ein Model-Wettbewerb vorkommt, hat also einen urchristlichen Grund: das gemeinsame Bekenntnis zum Glauben an Jesus! Mein Eindruck in den letzten Jahren war jedoch, dass die Feier der Erstkommunion oft zu „gestylt“ daher kommt, den familiären Stress- und Finanzfaktor gewaltig strapaziert und dass dabei der eigentliche Sinn der Erstkommunion untergeht. „Früher war das nicht so, früher waren Kommunionkinder viel frommer“, kam nicht nur mir angesichts dieses Aufwands in den Sinn. Aber stimmt das auch? Frömmigkeit meint ja die Ehrfurcht vor dem Göttlichen.
Kommunionkind Lena, deren Gast ich am letzten Sonntag sein durfte, zeigte mir, dass ich zu pessimistisch dachte. Als ich sie nämlich am Nachmittag zur Seite nahm, um sie im Verschwörer-Ton nach ihrem schönsten Geschenk zu fragen, öffnete sie behutsam eine Schachtel und hielt sie mir entgegen. Darin ein Kreuz. Mit feierlichem Gesichtsausdruck erklärte Lena mir: „Das ist gesegnet und guck mal, da kannst du Jesus beim Brot teilen sehen.“ Und ganz überzeugt fügte sie hinzu: „Er beschützt mich.“
Ich war verblüfft und berührt und fragte mich still, wie es bei mir um dieses schlichte Gottvertrauen steht. „Glauben heißt nicht wissen“, gehört zu meiner Alltagssprache. Ich finde es deshalb tröstlich, dass zu den Aposteln auch Thomas gehörte. Er zweifelte, er forderte Beweise. Das macht ihn mir sympathisch, weil ich oft genauso unterwegs bin. Glauben und eben nicht wissen, aus diesem Dilemma kommen wir wohl nicht heraus! Doch wie heißt es bei Johannes: „Selig, die nicht sehen und doch glauben“ (Joh 20, 29).
In der Bibel wird Glauben mit Vertrauen gleichgesetzt und wie Vertrauen geht, können Kinder uns zeigen.
Herzliche Grüße
Sigrid Mynar