Gedanken zum Tag – 13. September 2020, 24. Sonntag im Jahreskreis

13. Sep 2020

Liebe Lese­rinnen und Leser,

woher stammt eigent­lich der Name „Weißer Sonntag“? Nach­ge­lesen habe ich, dass in früh­christ­li­cher Zeit dieje­nigen, die in der Oster­nacht getauft wurden, zum „Outing“ ihres Christ­seins eine Woche lang ein weißes Tauf­kleid trugen.

Auch heute symbo­li­sieren die weißen Kleider bei der Erst­kom­mu­nion ein „ Outing“. Was uns manchmal wie ein Model-Wett­be­werb vorkommt, hat also einen urchrist­li­chen Grund: das gemein­same Bekenntnis zum Glauben an Jesus! Mein Eindruck in den letzten Jahren war jedoch, dass die Feier der Erst­kom­mu­nion oft zu „gestylt“ daher kommt, den fami­liären Stress- und Finanz­faktor gewaltig stra­pa­ziert und dass dabei der eigent­liche Sinn der Erst­kom­mu­nion unter­geht. „Früher war das nicht so, früher waren Kommu­ni­on­kinder viel frommer“, kam nicht nur mir ange­sichts dieses Aufwands in den Sinn. Aber stimmt das auch? Fröm­mig­keit meint ja die Ehrfurcht vor dem Göttlichen.

Kommu­ni­on­kind Lena, deren Gast ich am letzten Sonntag sein durfte, zeigte mir, dass ich zu pessi­mis­tisch dachte. Als ich sie nämlich am Nach­mittag zur Seite nahm, um sie im Verschwörer-Ton nach ihrem schönsten Geschenk zu fragen, öffnete sie behutsam eine Schachtel und hielt sie mir entgegen. Darin ein Kreuz. Mit feier­li­chem Gesichts­aus­druck erklärte Lena mir: „Das ist gesegnet und guck mal, da kannst du Jesus beim Brot teilen sehen.“ Und ganz über­zeugt fügte sie hinzu: „Er beschützt mich.“

Ich war verblüfft und berührt und fragte mich still, wie es bei mir um dieses schlichte Gott­ver­trauen steht. „Glauben heißt nicht wissen“, gehört zu meiner Alltags­sprache. Ich finde es deshalb tröst­lich, dass zu den Apos­teln auch Thomas gehörte. Er zwei­felte, er forderte Beweise. Das macht ihn mir sympa­thisch, weil ich oft genauso unter­wegs bin. Glauben und eben nicht wissen, aus diesem Dilemma kommen wir wohl nicht heraus! Doch wie heißt es bei Johannes: „Selig, die nicht sehen und doch glauben“ (Joh 20, 29).

In der Bibel wird Glauben mit Vertrauen gleich­ge­setzt und wie Vertrauen geht, können Kinder uns zeigen.

Herz­liche Grüße
Sigrid Mynar

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