„Wende dein Gesicht der Sonne zu …“
Das ist das Lebensmotto eines sehr guten und langjährigen Freundes. Es gab eine Zeit, in der es mir leichtfiel, mich nach dem Hellen, Positiven im Leben auszurichten. Da fiel der Schatten wie von selbst hinter mich. Es gab aber auch eine Zeit, in der mir der Kompass fehlte — in der ich die Sonne im Leben nicht gesehen habe.
Zu dieser Zeit hat mich wenig glücklich gestimmt und die Welt erschien mir dunkel und kalt. Und doch gab es da immer diesen Anker in meinem Leben. Seit meiner Teenager-Zeit ist es Routine geworden, dass ich mal mehr, mal weniger regelmäßig, aber immer doch aus tiefster Sehnsucht die Kirche aufsuche und damit Gott in Ruhe, abgeschirmt von der oftmals hektischen Außenwelt, begegnen kann. Trotz allem, was da täglich von mir gefordert wird, kann ich mich dort auf mich besinnen, auf das, was da ist — innehalten. Sicherlich ist es so, dass wir gerade in den Momenten, in denen Orientierung fehlt, nach Gott suchen, statt in denen, die von Fülle geprägt sind. Wir erbitten eher als zu danken.
Gut, dass ich meinen Glauben habe, denke ich da oft. Meinen Glauben, der mich vertrauen, hoffen und handeln lässt. Gut, dass ich immer meinen Anker habe, auch wenn ich mal eine Zeit nicht gedankt und nur erbeten habe. Und wenn ich nicht die Kirche angesteuert habe, so konnte ich im Hafen meiner Freunde, Familie und draußen beim Betrachten der Natur oder bei einem Spaziergang meinen Anker wiederfinden. Oft berührt mich das Betrachten der Sonnenaufgänge oder ‑untergänge sehr. Das Knistern des Schnees unter den Sohlen. Das Rauschen des Windes über mir. Wenn ich dann meine Augen schließe, tief ein- und ausatme, erfüllt schon das allein mich mit dem tiefen Wissen, das ich einen Anker in mir selbst habe. Dann wende ich mein Gesicht der Sonne zu und der Schatten fällt mir in den Rücken. Dann weiß ich, dass ich alles, was ich brauche, in mir trage und damit vielleicht auch für jemand anderen ein Licht und ein Anker sein kann.
Vielleicht ist es gerade jetzt an der Zeit, sich auf das Ursprüngliche zurückzubesinnen. Vielleicht können wir uns alle gegenseitig ein Licht, ein Anker sein, und Gott damit die Türe zu uns öffnen.
Anke Koch (Gemeindemitglied aus Olpe)