Gedanken zum Tag — 19. Dezember 2021, 4. Advent

„Wende dein Gesicht der Sonne zu …“

Das ist das Lebens­motto eines sehr guten und lang­jäh­rigen Freundes. Es gab eine Zeit, in der es mir leicht­fiel, mich nach dem Hellen, Posi­tiven im Leben auszu­richten. Da fiel der Schatten wie von selbst hinter mich. Es gab aber auch eine Zeit, in der mir der Kompass fehlte — in der ich die Sonne im Leben nicht gesehen habe.

Zu dieser Zeit hat mich wenig glück­lich gestimmt und die Welt erschien mir dunkel und kalt. Und doch gab es da immer diesen Anker in meinem Leben. Seit meiner Teen­ager-Zeit ist es Routine geworden, dass ich mal mehr, mal weniger regel­mäßig, aber immer doch aus tiefster Sehn­sucht die Kirche aufsuche und damit Gott in Ruhe, abge­schirmt von der oftmals hekti­schen Außen­welt, begegnen kann. Trotz allem, was da täglich von mir gefor­dert wird, kann ich mich dort auf mich besinnen, auf das, was da ist — inne­halten. Sicher­lich ist es so, dass wir gerade in den Momenten, in denen Orien­tie­rung fehlt, nach Gott suchen, statt in denen, die von Fülle geprägt sind. Wir erbitten eher als zu danken.

Gut, dass ich meinen Glauben habe, denke ich da oft. Meinen Glauben, der mich vertrauen, hoffen und handeln lässt. Gut, dass ich immer meinen Anker habe, auch wenn ich mal eine Zeit nicht gedankt und nur erbeten habe. Und wenn ich nicht die Kirche ange­steuert habe, so konnte ich im Hafen meiner Freunde, Familie und draußen beim Betrachten der Natur oder bei einem Spazier­gang meinen Anker wieder­finden. Oft berührt mich das Betrachten der Sonnen­auf­gänge oder ‑unter­gänge sehr. Das Knis­tern des Schnees unter den Sohlen. Das Rauschen des Windes über mir. Wenn ich dann meine Augen schließe, tief ein- und ausatme, erfüllt schon das allein mich mit dem tiefen Wissen, das ich einen Anker in mir selbst habe. Dann wende ich mein Gesicht der Sonne zu und der Schatten fällt mir in den Rücken. Dann weiß ich, dass ich alles, was ich brauche, in mir trage und damit viel­leicht auch für jemand anderen ein Licht und ein Anker sein kann.

Viel­leicht ist es gerade jetzt an der Zeit, sich auf das Ursprüng­liche zurück­zu­be­sinnen. Viel­leicht können wir uns alle gegen­seitig ein Licht, ein Anker sein, und Gott damit die Türe zu uns öffnen.

Anke Koch (Gemein­de­mit­glied aus Olpe)

 

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