Verwurzelt in Christus in die Zukunft gehen
Alle sechs Jahre findet in unserer Ordensgemeinschaft das sogenannte Generalkapitel statt. Die Generaloberin lädt dazu ein. Zu den Teilnehmern des Generalkapitels zählen die Generalleitung, die Provinzoberinnen und Schwestern aus unseren vier Provinzen, aus den USA — Colorado Springs und Mishawaka -, Philippinen und aus Deutschland. Sie wurden von ihren Provinzen in das Generalkapitel als Delegierte gewählt.
In diesem Jahr fand das Generalkapitel in den USA, in Mishawaka statt. Mishawaka liegt etwa zwei Stunden Autofahrt östlich von Chicago im Staat Indiana.
Das Kapitel stand unter dem Thema: „Verwurzelt in Christus in die Zukunft gehen“. Ein Franziskaner aus Italien hat uns vormittags zunächst einen kurzen geistlichen Impuls gegeben. Es hat mir sehr gutgetan, manche Inhalte, die mir nicht fremd sind, noch einmal neu, aus anderer Perspektive zu hören. So hat er Geschichten aus dem Leben des hl. Franziskus mit dem Evangelium von der Weinstockrede verbunden und gefragt, was Franziskus und dieses Evangelium (Joh 15) jeder Einzelnen und uns als Gemeinschaft zu sagen hat. Nachmittags haben wir dann die Themen diskutiert, die Schwestern im Vorfeld eingebracht haben, praktische Themen, die wir als Gemeinschaft regeln möchten. Im zweiten Teil des Generalkapitels fanden dann die Wahlen der neuen Generalleitung statt, also der Generaloberin und der drei Generalrätinnen.
Immer wieder neu erlebe ich es als Geschenk, den Schwestern aus den anderen Ländern zu begegnen und zu spüren: Ja, wir sind eine internationale Gemeinschaft mit unterschiedlichen Kulturen, unterschiedlichen Ausprägungen unserer Spiritualität, und doch sind wir innerlich verbunden, vereint durch unsere gemeinsame Ausrichtung nach dem Evangelium, die eucharistische Anbetung, durch M. Maria Theresia und ihr Charisma, die Anbetung Gottes mit den Werken der Nächstenliebe zu verbinden. Jesus selbst hat es gesagt: „Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.“ (Joh 15, 5). Und M. Maria Theresia hat einmal gesagt: „Das innige Gebet und der Gottverkehr machen uns zu eigentlichen Ordensschwestern, nicht das Wirken unter Kranken und Kindern.“
Das Generalkapitel dauerte sieben Tage, aber vorher und nachher blieb viel Zeit für Schwesterntage, Begegnungen, Picknick, Spiel und Spaß und vielen gemeinsamen Gebetszeiten. Es war für mich eine anstrengende Zeit, und doch auch eine Zeit voller Freude, mit viel Lachen, eben auch eine gesegnete Zeit. In diesen Tagen haben wir uns unserer gemeinsamen spirituellen Wurzeln vergewissert und uns gegenseitig ermutigt, so dass wir getrost als Gemeinschaft in die Zukunft gehen können, ob alt oder jung.
In unseren Pfarrgemeinden gibt es ähnliche Erfahrungen: Im Austausch über unseren Glauben, im Gebet und im Feiern dürfen wir uns ermutigen, trotz allem getrost als Kirche, als Gemeinde in die Zukunft zu gehen, weil auch hier viele Menschen in Christus verwurzelt sind.
Sr. Gertrudis Lüneborg