Die schrecklichen Bilder der Starkregenkatastrophe in den vergangenen Tagen haben mich sehr berührt. Tausende Menschen in unserem Lande verloren ihr Zuhause, ihren Besitz, persönliche Dinge, die ihnen wichtig waren, etliche sogar ihre Angehörigen oder ihr eigenes Leben.
In den Medien fragt man nun nach Versäumnissen und Verantwortungen. Dabei haben wir alle in unserer industrialisierten und strukturierten Welt unser Bewusstsein für die Gefahr, die von Naturphänomenen ausgehen kann, verkümmern lassen.
Begeistert hat mich — neben der Solidarität vieler Menschen beim Aufräumen, Bergen, Retten und Spenden — das Beispiel des 67jährigen Bauunternehmers aus der Eifel, der sich am vergangenen Donnerstag ohne Zögern dazu bereit erklärte, den mit Erdboden und Geröll zugeschwemmten Abfluss der Steinbachtalsperre in Euskirchen freizubaggern. Dort stand zu befürchten, dass der Staudamm brechen könnte, wenn es nicht gelänge, den Druck von der übervollen Talsperre zu nehmen. Ganze sechs Stunden lang arbeitete der Tiefbauer Hubert Schilles 18 Meter unter dem Wasserspiegel der Talsperre in höchster Lebensgefahr und schaufelte nach und nach den Abfluss frei. Beeindruckend seine Bescheidenheit im Hinblick auf diesen Einsatz und seine tiefe Verwurzelung im Glauben. „Ich bin ein gläubiger Mensch.“ sagte er später der Presse. „Ich habe mich zweimal gesegnet, bevor ich da runter bin und habe mit dem Rosenkranz in der Hand meine Arbeit getan.“
Ein starkes Zeichen, das Mut macht und guttut. Vielleicht muss es nicht immer gleich um den Einsatz von Leib und Leben gehen, aber ganz sicher gibt es für jeden von uns immer wieder mal Gelegenheiten, zum eigenen Glauben zu stehen und Beispiel in puncto Haltung und Mitmenschlichkeit zu sein. Dass wir die Kraft und Initiative finden, diese Gelegenheiten zu sehen und zu nutzen, wünsche ich uns allen.
Herzliche Grüße
Dr. Stefan Reißner