„Manchmal ist das große Glück ganz klein, und manchmal kommt es nicht allein!“: Im Dezember bin ich nochmals Mama geworden. Gleich zwei kleine Wonneproppen kamen gesund und munter zur Welt und haben unser Leben durcheinandergewirbelt.
Heute, nach dem ersten Eingrooven in den neuen, kunterbunten Alltag, kann ich sagen: Als Großfamilie ist vieles anders. Ein großes Auto muss her, irgendwie werden die Zimmer im Haus knapp, das Geräusch vom Rasenmäher scheint eine wohltuende Entspannung für die Ohren zu sein. Doch mit dem Erreichen der ersten großen Meilensteine wird mir immer wieder warm ums Herz: Das erste Lächeln, das erste laute Glucksen, das aufgeregte Strampeln beim Anblick des Breischälchens oder der schönste Moment am Tag: Wenn der große Bruder die Gute-Nacht-Geschichte vorliest und alle drei gemeinsam kuscheln.
Doch anfangs war es ein riesiger Schreck, dass es gleich zwei werden. So viele Fragen und Zweifel, die durch meinen Kopf geisterten. Die Sorge, Verantwortung für drei Kinder übernehmen zu müssen, und dabei allen Kindern gleich gerecht werden zu können, begleitete mich jeden Tag durch die Schwangerschaft und oftmals auch heute noch. An manchen Tagen habe ich nur einen der Zwillinge ständig auf dem Arm, während der andere warten und sich irgendwie mit seinen fast sechs Monaten selbst beschäftigen muss. Ganz zu schweigen vom Großen, für den ich abends eine Mitfahrgelegenheit zum Fußballtraining organisieren muss, sofern mein Ehemann noch arbeitet.
Dieser Verantwortung gerecht zu werden und jedes der Kinder in seiner Individualität zu unterstützen und zu begleiten, kann keine Mutter der Welt alleine stemmen. Dazu braucht es ein kleines Dorf aus Familie und Freunden, das sich engagiert und kümmert.
Am 19.Juni sind die Zwerge in der Kirche in Iseringhausen getauft worden. Zuvor fragte uns der Große, wieso man getauft wird. Eine gute Frage, wie ich finde. Irgendwie gehört das ja einfach dazu, war mein spontaner Gedanke, und außerdem bekommen die beiden dann ganz offiziell ihre Namen. Aber letztlich ist die Taufe ja viel mehr als ein Fest der Namensgebung. Durch die Taufe werden sie in die christliche Gemeinschaft aufgenommen und wissen sich in der Kirchengemeinde in Iseringhausen aufgehoben. Hier werden sie liebevolle Menschen kennenlernen, Freunde und gute Bekannte. Aber auch wir als Eltern finden hier unterstützende Hände, die zu unserem kleinen, ganz persönlichen Dorf gehören.
Das weiße Taufkleidchen, welches den Zwillingen aufgelegt worden ist, dient als Symbol dafür, dass Jesus die Täuflinge von allen Seiten umgibt. Somit obliegt uns zwar die Verantwortung, ihnen den christlichen Glauben nahezubringen; aber gleichzeitig wissen wir, dass sie in die schützenden Hände Gottes gelegt werden. Wir geben ihnen aber auch eine grundlegende Orientierung mit: Die Geschichten und Worte von Jesus. Darüber hinaus haben wir uns für einen Taufspruch entschieden, der als Spruch fürs Leben fungiert: „Der Herr wird seinen Engel mit dir schicken und deine Reise gelingen lassen.“ (1. Mose 24,40). Die beiden sollen wissen, dass sie auf ihrem Lebensweg niemals allein sind und dass sie stets Unterstützung und Hilfe bekommen, sofern sie diese benötigen.
„Hilf auch den Paten, dass sie meinen Geschwistern Vorbild im Leben und im Glauben sind“, las der große Bruder seine Fürbitte vor. Wir sind also nicht allein, wenn es um die wichtigen Fragen im Leben geht. Die Paten sollen Gefährten der Kinder werden, in leichten und schwierigen Lebensphasen. Sie begleiten sie bei wichtigen Meilensteinen und bieten immer ein offenes Ohr und offene Arme für ihre Patenkinder. Wir als Eltern wählten die Paten unserer Sprösslinge mit Bedacht aus. Mit ihnen teilen wir uns die große Verantwortung, dass unsere Kinder zu großen Persönlichkeiten reifen können. Sie sind Vertraute von uns und sollen dies auch für die Kinder werden. Paten packen an und freuen sich, mit ihren Patenkindern Zeit zu verbringen. So beschenkt die Patentante den Großen zum Geburtstag oftmals mit Action-Tagen, an denen er mit seinen Wünschen und Bedürfnissen absolut im Mittelpunkt steht. Gleichzeitig wird mir als Mutter die Sorge abgenommen, nicht allen gleich gerecht werden zu können. Ohne Paten wäre unser Dorf unvollständig!
Ihnen allen wünsche ich ebenfalls ein solches Dorf, auf das man sich verlassen kann und in dem man sich aufgehoben weiß.
Hanna Reuber
(Gemeindemitglied aus Drolshagen, Kirchengemeinde St. Antonius — Iseringhausen)