Gedanken zum Tag – 25. Oktober 2020, 30. Sonntag im Jahreskreis

25. Okt 2020

Liebe Lese­rinnen und Leser,

Orien­tie­rung,

dieses Wort begleitet mich schon mein ganzes Leben, auf der Suche nach meinem eigenen Weg, aber beson­ders in meiner Arbeit mit jungen Menschen in der Lebens­phase zwischen Familie, Schule, Beruf und Erwachsenwerden.

Orien­tie­rungs­tage im Jugendhof Pallotti sind nicht-alltäg­liche Tage für Schüler, Tage um Fragen zu stellen, über Themen nach­zu­denken und über Werte und Einstel­lungen ins Gespräch zu kommen. Wie stelle ich mir meine Zukunft vor? Wer bin ich? Wie sehen die anderen mich? Worin liegt der Sinn des Lebens? Eine Frage steht immer im Mittel­punkt: Was ist mir wichtig im Leben – wohin geht mein Weg?

Ich bin Pfad­finder. Bei Pfad­fin­dern denkt man gleich an Wegsuche mit Karte und Kompass. Aber in einer Gruppe Pfad­finder zu sein, heißt auch, sich mit Gleich­alt­rigen oder Gleich­ge­sinnten auf den Weg zu machen, Werte und Inter­essen zu teilen, Freunde zu haben, mit denen man sich für Gott und die Welt enga­giert. Ich gebe zu, das klas­si­sche Pfad­su­chen und
‑finden, das Sich-orien­tieren-Können ist für mich immer Leiden­schaft. Das Navi erleich­tert heute viel, aber man muss immer noch seinen Weg und sein Ziel eingeben, die rich­tige Abbie­gung nehmen und den Über­blick bewahren. Wer kein Ziel hat, braucht kein Navi, um sich zu orientieren.

Was ist das Ziel in meinem Leben?

Es tut gut, manchmal im Leben stehen zu bleiben und in Ruhe zurück und nach vorn zu schauen. Jugend­liche in Orien­tie­rungs­tagen, Menschen in einer Auszeit oder auf Pilger­wan­de­rungen erleben Orte und Zeiten, sich neu zu orien­tieren. Es sind Zeiten, über das Leben nach­zu­denken, zu fragen, was wichtig ist oder was nicht. Die Pandemie zurzeit ist auch so eine beson­dere Zeit. Eine für die meisten Menschen nie dage­we­sene Zeit der gemein­schaft­li­chen Sorge vor einer Gefahr, die alle Lebens­be­reiche verän­dert und einschränkt. In dieser Zeit der Einschrän­kung erleben wir, wie wichtig uns persön­li­cher Kontakt ist oder was es bedeutet, einen lieben Menschen nicht in den Arm nehmen zu dürfen. Viel­leicht ist so eine Zeit auch der Zeit­punkt, den Kompass neu zu kali­brieren. Was ist mir wirk­lich wichtig im Leben? Wohin orien­tiere ich mich?

Wir leben in einer freien, indi­vi­dua­li­sierten Welt – alles ist möglich –, daher ist es auch so schwer, sich zu orien­tieren. Wir müssen an den vielen großen und kleinen Wegga­be­lungen unseres Lebens Entschei­dungen treffen. Wer hilft uns dabei? In der Fülle von Infor­ma­tionen und Ange­boten dieser Welt bieten Vergleichs­por­tale schein­bare Orien­tie­rung. Jeder hat schon eine Frage bei Google eingeben und gehofft, auf diesem Weg Krite­rien für Entschei­dung und Orien­tie­rung zu finden. Gut, wenn man einige klare Wegweiser hat, wie „ich kauf nur fair gehan­delt“ oder „meine Lieb­lings­marke ist“…

Es braucht Wegweiser im Leben. Man orien­tiert sich an andern. Nicht tun, was alle tun, sondern das Verhalten, die Entschei­dungen einer anderen Person schätzen. Jeder hat Vorbilder oder ein Vorbild, dem er ähnlich werden möchte, dessen Haltung und Verhalten man gut findet und bewun­dert. Vorbilder bieten Orien­tie­rung, das bedeutet gleich­zeitig auch, wir können Vorbild für andere sein.

Für uns Christen ist Jesus ein Vorbild, sein Leben und seine Worte sind Orientierung.

Gott will unser Heil, unser Glück — das versu­chen wir den jungen Menschen im Jugendhof mitzu­geben. Unser Glaube und unsere Reli­gion kann eine Orien­tie­rung bieten. Die christ­liche Botschaft der Nächs­ten­liebe, die unend­liche Liebe Gottes zu uns Menschen, ist ein festes, immer­wäh­rendes Angebot für uns und unser Zusam­men­leben. Wir sind alle berufen, dem Vorbild Jesu nach­zu­folgen und Orien­tie­rung für andere zu sein.

Gott glaubt an jeden von uns.

Mein Lieb­lings Text für den Abend­im­puls im Jugendhof findet hier die passenden Worte:

(Nach Ulrich Schaffer)

Den Weg, den Du vor Dir hast, kennt keiner.
Nie ist ihn einer so gegangen, wie Du ihn gehen wirst.
Es ist Dein Weg. 
Unaus­wech­selbar.
Du kannst Dir Rat holen,
aber entscheiden musst Du.
Hör auf die Stimme Deines inneren Lehrers.
Gott hat Dich nicht allein gelassen.
Er redet in Deinen Gedanken zu Dir.
Vertraue ihm und Dir.

Nimm Dich an.
Sei Du die, die Du bist.
Sei Du der, der Du bist.
Erst dann fängst Du an, zu werden,
was Du sein möchtest.
Glaub,
dass du einen Beitrag zu geben hast.
Du wirst wahr­schein­lich den Kurs der Welt nicht verändern,
kein Held auf inter­na­tio­naler Szene sein.
Aber da, wo Du bist,
wirst Du als Du gebraucht.

Weil Du unter­wegs bist,
gehört auch Deine Verän­de­rung zu Dir.
Auch sie ist einmalig.
Du bist auch, was Du wirst.

Was Du erlebt hast, hat Dich geprägt
und Dir Deine unaus­wech­sel­bare Sicht gegeben.
Deinen Beitrag zur Welt wird keiner leisten,
weil niemand die Welt so sieht wie Du.

Georg Hunold

Geschäfts­führer
Jugendhof Pallotti
Lennestadt

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