Niko­laus wurde der Über­lie­fe­rung zufolge von seinem Onkel, Bischof Niko­laus von Myra, im Alter von 19 Jahren zum Priester geweiht und als Abt im Kloster von Sion — heute unter­ge­gan­gener Ort, Namens­geber eines katho­li­schen Titu­lar­bis­tums — nahe seiner Heimat­stadt einge­setzt. Als seine Eltern an der Pest starben, erbte Niko­laus ihr Vermögen und verteilte es an Arme: so bewahrte er mehrere junge Frauen aus seiner Nach­bar­schaft in seiner Heimat­stadt Patara, indem er heim­lich Geld durchs Fenster — oder durch den Kamin in die darin aufge­hängten Socken — warf, so für eine ausrei­chende Mitgift sorgte und verhin­derte, dass der Vater seine Töchter zur Prosti­tu­tion hergeben musste; deshalb gilt Niko­laus als Geber guter Gaben und Freund der Kinder; eine sehr alte Fassung der Legende behauptet, er habe das Geld seinen Eltern gestohlen, was an eine spätere Legende von Fran­ziskus erinnert.

Nach dem Tod seines Onkels pilgerte Niko­laus ins Heilige Land, nach seiner Rück­kehr wählte die Gemeinde Myra ihn zum neuen Bischof. Die Legende zeichnet ihn als tempe­ra­ment­vollen Streiter und zugleich als Mann der fähig war, diplo­ma­tisch zu vermit­teln und Gnade vor Recht ergehen zu lassen. Bei einem Aufstand von in Phry­gien statio­nierten germa­ni­schen Söld­nern begeg­nete er in Myra hohen Offi­zieren aus Konstan­ti­nopel, bei denen er nach­hal­tigen Eindruck hinter­ließ. Drei zu Unrecht gefangen gehal­tene Feld­herrn konnte er wundersam befreien, indem er im Traum dem Kaiser erschien und um ihre Befreiung bat; in anderer Version rettete er sie, indem er das Schwert des Henkers abweh­rend ergriff; deshalb wurde er Patron der Gefan­genen. Er rettete Schiff­brü­chige, deshalb ist er Patron der Seefahrer. Um ein in Seenot gera­tenes Schiff zu retten mit drei Pilgern, die von Ephesus — heute Ruinen bei Selçuk — ausfuhren mit für eine christ­liche Kapelle bestimmtem heiligen Öl, begab er sich an Bord, stillte den Sturm und brachte das Schiff sicher in den Hafen.

Während der bald schon einset­zenden Chris­ten­ver­fol­gung wurde er um 310 gefangen genommen und gefoltert.

325 nahm Niko­laus am 1. Konzil von Nicäa teil. Über­lie­fert ist, wie er kämp­fe­risch gegen die falsche Lehre des Aria­nismus vorging; die Legende erzählt, dass er deren Verfechter Arius während des Konzils geohr­feigt habe. Auch mit seinem Freund Bischof Theognis von Nicäa — dem heutigen Íznik -, der den Auffas­sungen des Arius zuneigte, führte Niko­laus heftige Diskus­sionen; schluss­end­lich gehörte Theognis zu den Unter­zeich­nern des Bekennt­nisses von Nicäa. Lassen wir über unserem Zorn die Sonne nicht unter­gehen, zitiert später Andreas von Kreta den Vermittler Nikolaus.

Vom 15. Jahr­hun­dert an verbrei­tete sich die Legende von den Getrei­de­händ­lern: Niko­laus erbat bei einer Hungersnot in Myra von jedem der für den Kaiser in Rom bestimmten Schiffe nur 100 Scheffel und versi­cherte, dass durch sein Gebet nichts bei der Ablie­fe­rung fehlen werde, was sich bewahr­hei­tete; Niko­laus aber konnte seine Gemeinde auf Jahre hinaus ernähren und sogar Saatgut austeilen.

In Rom zog der Kult im 8. Jahr­hun­dert ein, er verbrei­tete sich dann zuneh­mend auch in Süd- und Mittel­eu­ropa. Schon Friesen-Missionar Liudger baute der Über­lie­fe­rung nach die erste deut­sche Niko­laus­ka­pelle im müns­ter­län­di­schen Biller­beck. 972 brachte Kaiserin Theo­phanu anläss­lich ihrer Hoch­zeit mit Kaiser Otto II. Reli­quien aus Byzanz mit; sie befinden sich seit 1058 in der Niko­laus geweihten Kapelle am südli­chen Seiten­schiff des Domes in Worms. Um 980 entstand in Deutsch­land die erste Niko­laus­kirche im Kloster Brau­weiler. Im April 1087 wurden die Gebeine von Niko­laus, dem Patron der Seefahrer, von Aben­teu­rern aus der Hafen­stadt Bari, die auf drei Schiffen anreisten, aus dem Marmor­grab der Niko­laus-Basi­lika in Myra entwendet und in ihre Heimat­stadt entführt. Dort errich­tete man auf den Trüm­mern des byzan­ti­ni­schen Gouver­neurs­pa­lastes die monu­men­tale Basi­lika S. Nicola, die Papst Urban II. 1098 weihte; als Trans­la­ti­onstag gilt der 8. Mai, der in Bari mit einem großen Unzug begangen wird. 1090 brachte der Kreuz­zugs­teil­nehmer Aubert de Varan­gé­ville aus Bari ein Finger­glied der Segens­hand des Heiligen nach Port — dem heutigen St-Nicolas-de-Port — in Loth­ringen, wo 1093 eine erste Kirche errichtet wurde; sie wurde ein bedeu­tendes Wall­fahrts­ziel. Vom 11. bis zum 16. Jahr­hun­dert wurden dies­seits der Alpen mehr als 2200 Kirchen nach Niko­laus benannt.

Die früh­mit­tel­al­ter­liche Niko­laus-Basi­lika in Myra — dem heutigen Demre — enthält das leere Grab von Niko­laus. Die früheste Kirche über dem Bischofs­grab in Myra wurde Mitte des 5. Jahr­hun­derts errichtet, die ältesten Teile des jetzigen Baus stammen aus dem 9. / 10. Jahr­hun­dert. Russ­lands Zar Alex­ander I. ließ im Jahr 1853 die Kirche seines Landes­pa­trons teil­weise wieder­her­stellen, nachdem Über­schwem­mungen und Erdbeben Myra hatten versinken lassen. Der deut­sche Archäo­loge Jürgen Borchardt trug von 1965 bis 1968 durch seine Arbeiten am Ort viel dazu bei, dass die Basi­lika mit Boden­mo­saiken und die restau­rierten Fresken wieder frei­ge­legt wurde. Nach fünf Jahren Unter­bre­chung konnte der grie­chisch-ortho­doxe Patri­arch von Konstan­ti­nopel am 6. Dezember 2007 dort erst­mals wieder einen Gottes­dienst zelebrieren.

Der Name bedeutet: der Sieger über das / aus dem Volk (griech.), Metro­polit von Myra, Wunder­täter, * um 280 / 286 in Patara (?), heute Ruinen bei Kalkan in der Türkei, † zwischen 345 und 351 in Myra, heute Demre in der Türkei

Attri­bute: drei Gold­ku­geln, drei Brote, drei Äpfel, drei Steine, Schiffe, Steu­errad, Anker

Bauern­re­geln: Regnet es an Niko­laus / wird der Winter streng, ein Graus.
Trockener St. Niko­laus, / milder Winter rund um’s Haus.
Fließt zu Niko­laus noch Birken­saft, / dann kriegt der Winter keine Kraft.
St. Niko­laus / spült die Ufer aus.

Quelle: zusam­men­ge­stellt nach “Ökume­ni­sches Heili­gen­le­xikon