Die Gebets­zettel zur Oster­kom­mu­nion haben in Olpe eine gute Tradi­tion. In jedem Jahr, häufig aktu­ellen Ereig­nissen geschuldet, wird ein neuer Gebets­zettel aufge­legt. Eigent­lich waren Pfarrer Clemens Stei­ling und Kirchen­vor­steher Wolf­gang Hesse davon ausge­gangen, dass im vergan­genen Jahr zum letzten Mal ein Gebets­zettel als gemein­same Arbeit entstehen würde. Aber durch die Verschie­bung der Beset­zung der Pfar­rer­stelle mussten beide nochmal ran. 2020 wurde ein Ausschnitt aus einem modernen Gemälde gewählt. Es sollte der etwas spek­ta­ku­läre Schluss­punkt einer fast 20-jährigen Zusam­men­ar­beit von Stei­ling und Hesse sein. Umso schwerer war es, in diesem Jahr ein Motiv zu finden, dass in seiner Beson­der­heit ebenso eindrucks­voll sein würde.

Die Heran­ge­hens­weise verlief ganz tradi­tio­nell. Die Pracht­mons­tranz in der St.-Martinus-Kirche aus dem Jahr 1913 wurde aus dem Tresor geholt. Unter dem Schau­gefäß und ober­halb des geschwun­genen Fußes ist ein fili­granes Medaillon einge­ar­beitet, das in der Öffent­lich­keit noch nie gezeigt wurde. Es handelt sich um ein Bild der heiligen Agatha. Sie bittet um Segen für die Stadt. In der von der Corona-Pandemie geprägten Zeit ein durchaus passendes Motiv. Wird doch auch sonst Agatha als Schutz­pa­tronin ange­rufen zur Hilfe gegen Feuer, Krieg und Katastrophen.

Die foto­gra­fi­schen Arbeiten waren aufwändig, weil das Silber­re­lie­femail stark gebogen und eine Gesamt­an­sicht nur schwer umzu­setzen ist. Dafür entschä­digt der Anblick. Die Stadt Olpe ist sehr fein darge­stellt. Selbst die grünen Linden fehlen nicht. Die St.-Martinus-Kirche in der Mitte der Stadt zeigt natür­lich noch beide Türme.

Die Mons­tranz wurde vor dem Ersten Welt­krieg gestiftet vom Gewerken Josef Hundt zu Olpe. Sie ist der berühmten Mons­tranz aus dem Kirchen­schatz Essens nach­ge­bildet. Gefer­tigt wurde sie in der Kölner Gold­schmiede-Werk­statt Gabriel Herme­ling. Der bekannte Kunst­för­derer und Sach­ver­stän­dige Alex­ander Schnüttgen beglei­tete Anschaf­fung und Ausführung.

Die Gebets­zettel dienten ursprüng­lich dazu, die Zahl der Menschen zu ermit­teln, die zum Fest die Kommu­nion empfingen. Diese statis­ti­sche Funk­tion haben die Zettel längst verloren. Das älteste Exem­plar in der Samm­lung, die Pastor Stei­ling und Wolf­gang Hesse zusam­men­trugen, stammt aus dem Jahr 1912. In den Jahr­zehnten bis zum Ende der 1950er Jahren dienten die meist vier­sei­tigen Drucke dem Pfarrer, aktu­elle kirch­liche Anliegen aufzu­greifen. Später wurden die Zettel in spezia­li­sierten Drucke­reien frommer Orden einge­kauft. Sie verloren so den lokalen Bezug. Nach einigen Versu­chen machte der dama­lige Pfarrer Karl-Wolf­gang Müller eine Kehrt­wende. Meist waren die Bilder keine Aufreger. Doch im Jahr 2015 mit einem Motiv aus dem Hunger­tuch des Hilfs­werks Mise­reor kam eine kleine Diskus­sion auf. Hatte der Bild­aus­schnitt doch Flucht und Vertrei­bung zum Thema und lieferte die Über­schrift „Gott begegnen im Fremden“ gleich mit.

„Die Gebets­zettel sind Minia­turen des christ­li­chen Glau­bens“, so Pfarrer Stei­ling. “Sie sind kleine, aber wirkungs­volle Mittel, eine leben­dige Volks­fröm­mig­keit zu unter­stützen ohne in Kitsch und Belang­lo­sig­keit abzu­gleiten.“ Beide Prot­ago­nisten des Oster­bildes wollen eine Mini-Ausstel­lung mit den Oster­zet­teln zusam­men­stellen und in der Kirche präsentieren.

Da am Oster­fest Gottes­dienste nur sehr einge­schränkt statt­finden, liegen die Oster­zettel in allen Kirchen und Kapellen in Olpe aus. Sie laden ein zu Gebet und Betrach­tung und vermit­teln auch ein wenig Hoff­nung auf bessere Zeiten.

Agatha über der Stadt Olpe. Dieses Bild ziert in diesem Jahr den Oster­kom­mu­ni­on­zettel der Katho­liken in Olpe © Wolf­gang Hesse, zu Abdruck frei.

Hier finden Sie den kompletten Oster­zettel als PDF-Datei

 

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